Einige Sätze zu Kurt Frank 

 

Die Bedingungen, unter denen ich zum ersten Mal Arbeiten von Kurt Frank gesehen habe, konnte man beim besten Willen nicht ideal nennen: ein barockes Rathaus, vollgepackt mit zeitgenössischer Kunst. Seine Bilder zogen mich an, obwohl ihnen alles fehlte, um sich in einer solchen lärmenden und unruhigen Umgebung in den Vordergrund zu spielen. Sie wirkten distanziert, ruhig und - vor allem - sehr konzentriert; aber vielleicht war es gerade diese Ruhe, die sie anziehend machte.

 

So fragwürdig jenes Diktum des französischen Kunstrichters Boileau auch immer sein mag, daß der Stil der Mensch sei, im Falle von Kurt Frank fuhr man damit nicht schlecht. Die große Geste war ihm fremd - im Gespräch und in seiner Arbeit. Dem flüchtigen Betrachter erschien er spröde, den Tagesflinken unbeholfen oder schwerfällig. Uns, seine Freunde, hat dies wenig gestört wußten wir doch, daß er hellwach, voller Witz und auf der geistigen Höhe der Zeit war. Er trennte scharf zwischen der Beweglichkeit, die sich mit dem Erreichten niemals begnügt, und der Flatterhaftigkeit, die von einer Mode zur anderen hastet. Was ihn zu einem so wertvollen und wunderbaren Gesprächspartner machte, war seine Bescheidenheit, die allem, was er sagte und machte, Gewicht und Nachdruck gab, die das Schwere nie unbehauen, das Verspielte nie belanglos erscheinen ließ.

 

In dieser Spannung - zwischen dem Schrecklichen und dem Schönen, zwischen Terror und Spiel - habe ich eine Konstante seines Werks gesehen. In den Blättern steckt ein großes Potential an Gewalt und Zerstörung; Wundränder zeugen von tiefreichenden Verletzungen. Gleichzeitig tritt dem Betrachter auch eine ungestüme Formkraft entgegen, die zu einem ästhetischen Ganzen zusammenfügt, was vorderhand auseinandergerissen und verstümmelt erschien. Kurt Frank ist sehr reflektiert mit dieser Spannung umgegangen. Er wußte, daß sie immer wieder nach der einen oder nach der anderen Seite umschlagen konnte; er wußte auch, daß es Situationen gab, in denen sie sich überhaupt nicht aufbauen konn te. Aus diesem Wissen wuchs auf der einen Seite seine ganz und gar uneitle und unprätentiöse Art des Umganges mit sich selber und mit seiner Arbeit; aus diesem Wissen erwuchs auf der anderen Seite seine Kompromißlosigkeit und Entschiedenheit in Kunst und Werk.

 

Es gibt so wenig Menschen, die gerade und aufrecht gehen wollen, und die auch dort, wo das schwer oder zu schwer fällt, immer noch sie selber sind. Kurt Frank bleibt mir als ein Mensch und als ein Künstler im Gedächtnis, dem diese Gabe gegeben war und der sie sich ein (zu kurzes) Leben lang erarbeitet hat.

 

Dr. Ludwig Krapf

 

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